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Die Entstehung des Modellflugzeuges Precious Metal – Chapter 2

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Hannes Lutzenberger beschreibt wie er seine Idee, die Precious Metal als Modellflugzeug nachzubauen, in die Tat umsetzte. Bei der Umsetzung mussten einige Hürden genommen werden. Welche Größe und Antrieb? Eigenkonstruktion oder Umbau bestehender Bausätze? Unter der Leitung und Koordination von Hannes Lutzenberger ist es dann letztendlich aber einem untereinander befreundeten Team von Modellflug-Enthusiasten gelungen die Precious Metal als Modell  nachzubauen. Nur durch jede Menge Einzelanfertigungen, Umbauten und Neukonstruktionen konnte die Precious Metal gebaut werden. Hier die Antwort auf die Frage, wie das Modell gebaut wurde und‑ war der Jungfernflug erfolgreich?

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Precious Metal Hacker Motor GmbH Bericht Lutzenberger Rummer

„Hannes Lutzenberger“
Auf der Suche nach einem geeigneten Baukasten einer P51 Mustang stieß ich auf das Modell von CARF Models mit einer Spannweite von 2.6m. Dieses Modell wird seit Jahren von vielen Piloten weltweit geflogen und schien mir ausgereift. Größe und Gewicht passten zusätzlich perfekt in meine Berechnungen.

Modellfliegerfreund Mathias Tiecher verunglückte tragischerweise mit seiner CARF P51 einige Wochen zuvor, stellte mir aber glücklicherweise die Überreste seiner Maschine zum Bau des Urmodells zur Verfügung.  Die Teile wurden bei ihm abgeholt, wieder komplett zusammengeklebt und anschließend an den notwendigen Stellen wieder zerschnitten. Mit Styropor und Glasfaser wurde der Rumpf daraufhin in die Form eines schnittigen Racers gebracht. Vereinskollege Mario Bühler war dabei mit seinem heißen Schneidedraht eine große Hilfe um die Styroporklötze in Form zu bringen. Gespachtelt, gefüllert und lackiert wurde das Urmodell anschließend von der befreundeten Lackiererei Mikesch in Kaufbeuren.

Als nächstes wurde der Rumpfrücken in GFK mit Hilfe von meinem Freund Theo Klafsky abgeformt und die Negativformen für Rücken und Kabinenhaube erstellt. Theo ist seit vielen Jahren beruflich im GFK-Bau tätig und ich konnte viel zum Thema Formenbau von ihm lernen. Unbegreiflich wie leicht die Arbeit von der Hand gehen kann, wenn man verschiedene Tricks und Handgriffe kennt bzw. beachtet. Berufserfahrung steht einfach in keinem Buch und ist durch nichts zu ersetzen. Die Firma Ulmer Kunstofftechnik goss zwischenzeitlich die Positiv-Form der Kabinenhaube und erstellte die Kabinenhauben im Tiefziehverfahren. Herr Ulmer war eine große Hilfe und stand mit Rat & Tat immer zur Verfügung.

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Parallel dazu arbeitete Rob Schiller an Fahrwerksbeinen die auf eine BEHOTEC C50 Mechanik angepasst wurden. Dieses Fahrwerk ist aus einem einzelnen Klotz Aluminium gefräst und die Beine werden über einen Spindelmotor ein- und ausgefahren. Das Spornrad wird ebenfalls mit Strom betrieben, dazu wurde das SIERRA Luftdruckfahrwerk auf einen E-Motor umgerüstet.

Zwischenzeitlich arbeiteten nun über 10 Menschen gleichzeitig an dem Projekt und die lange Liste der noch zu erledigenden Arbeiten wurde kürzer und kürzer. Dennoch, das Hauptproblem war noch nicht gelöst – der Antrieb mit den zwei gegenläufigen Propellern!

Ich erzählte Markus Rummer von Hacker Motor von meinem Vorhaben und von den vielen Absagen die ich für die Umsetzung einer Antriebseinheit in dieser Größe erhalten hatte. Irgendwie traute sich keiner an die Sache heran und ich war schon kurz davor  die Maschine einfach nur mit einem normalen Propeller zu fliegen. Für ein Fotoshooting hätte man ja zwei vorbildgetreuen Standpropeller bauen können – so meine Idee. Da hab ich die Rechnung aber ohne „Dr. Low“ gemacht, Markus ist nach dem Prinzip „Geht nicht, gibt’s nicht“ ausgerichtet. Bei Anliegen bei denen ein normaler Modellbauer kopfschüttelnd abwinkt, fängt er erst an. So hat er zum Beispiel für sich einen Propeller entwickelt, der eine positive wie auch negative Blattverstellung hat. So lässt sich im Flug die Schubwirkung umpolen und das Modell ist in der Lage rückwärts zu fliegen!

Der erste Entwurf für unser Antriebskonzept war ein Hacker A200 Elektromotor, der mit gegenläufigem Getriebe zwei Antriebswellen antreibt. Dieser Versuch wurde aber nach einigen Berechnungen verworfen und an einer Idee mit zwei hintereinander angeordneten Elektromotoren weitergearbeitet. Markus entwarf die komplette Antriebseinheit am Computer und fräste die Alu- und Stahlbauteile in Eigenarbeit. Die Motorgehäuse selbst stammen aus der Q80 Serie von Hacker. Die Arbeitsweise von Markus ist erstaunlich, für jedes Problem wird eine Lösung aus dem Hut gezaubert. Ausreden oder Gejammer kommen in seinem Wortschatz nicht vor. Einige Wochen später war die Einheit fertig zusammengeschraubt und es erfolgte der erste Testlauf auf dem Prüfstand.
Hacker Q80 Contra Drive
Die geniale Contra-Drive Konstruktion von Markus Rummer mit zwei gegenläufigen Hacker Q80 Motoren. 

Inzwischen war der P51 Baukasten von CARF Models bei mir eingetroffen. Beim Betrachten der GFK Teile war aber schnell klar, dass davon am Schluss nicht mehr viel übrig sein wird. Denn eigentlich musste jedes Teil zerschnitten und neu angepasst werden. Als erstes wurde der Rumpf innen mit Streben aus 5mm Rundholz abgestützt. Anschließend trennte ich mit der Trennscheibe den kompletten Rumpfrücken herunter und passte das neue GFK Teil an. Die Öffnung für die Glaskanzel wurde angezeichnet und ausgeschnitten. Weiter ging es mit dem Vergrößern des Seitenleitwerks. Die originale „Precious Metal“ wurde auf das Seitenruder einer Version „H“ umgerüstet, das ist höher als ein Serienteil. So wurde aus GFK in Verbindung mit einigen Holzrippen ein Gerüst erstellt und aufgeklebt, anschließend mit GFK beschichtet, verschliffen und gefüllert.

Weiter ging es mit der Abänderung der Fronteinheit. Die Originalmaschine hat nach dem Motorumbau auf den Rolls Royce V12 „Griffon“ den unteren Lufteinlauf an der Motorhaube geschlossen und saugt die Frischluft oberhalb dem Propeller an. Um diesen Umbau beim Modell durchzuführen wurde erstmal der Rumpfboden vorne aufgeschnitten und nach dem Entfernen einiger GFK Streifen die Kontur an die Spinneranformung angepasst. Die Motorhaube oben wurde parallel dazu eingesägt, aufgeklappt und eine Lufthutze eingepasst.

Anschließend wurde der Auslass des Ölkühlers an der Rumpfunterseite abgeschnitten und gegen ein Bauteil aus GFK mit größerer Öffnung getauscht. Nach all diesen Umbauten war die Außenkontur des Rumpfes nicht wieder zu erkennen und es erinnerte nur noch wenig an die Original P51 Mustang.

Auch die Flügel fielen der Bandsäge zum Opfer, so wurden sie pro Seite um 30cm gekürzt und mit einem schnittigen Randbogen versehen. Auch diese Teile wurden durch Eigenarbeit in GFK erstellt.

Inzwischen war das Fahrwerk von Rob Schiller eingetroffen und die Mustang konnte zum ersten mal auf eigene Beine gestellt werden.

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Nun stand „Precious Metal“ zum ersten mal zusammengebaut in der Werkstatt und was soll ich sagen, der Eindruck überzeugte…

Bei der Verkabelung der Elektrik wählte ich das moderne BUS System der Firma Power Box Systems in Verbindung mit der SRS Royal Akkuweiche. Dieses neue System verringert den Verkabelungsaufwand auf ein Minimum. Die Servos werden einzeln über eine ID Nummer über den BUS Datenstrang angemeldet und es arbeiten bis zu 4 Servos gleichzeitig über nur ein Kabel das mit der Weiche im Rumpf verbunden ist. Firmeninhaber Richard Deutsch ermöglichte uns alle Komponenten in der Firmenzentrale in Donauwörth persönlich abholen zu können und erklärte uns im pers. Gespräch die Handhabung der einzelnen Produkte. Wer mehr über das Power BUS System wissen will sollte sich die Homepage von Power Box mal ansehen, dort wird alles genau beschrieben und die gängigsten Fragen direkt in einem Forum vom Chef persönlich beantwortet.

Weiter ging es mit der Vorbereitung des Modells fürs Lackieren. Nachdem alle umgebauten GFK Teile gefüllert waren, wurden anschließend die benötigten Nieten und Blechstöße wieder aufgebracht. Dazu wurde ein 3mm Bohrer angeschliffen und Niete für Niete von Hand in die glatte Oberfläche mit der Dremel eingefräst. Diesen Trick hat mir Rob Schiller verraten, funktioniert super!

Anschließend hat die befreundete Lackiererei Mikesch in vielen Nachtschichten das Modell erst komplett silber und anschließend gelb lackiert ist. Was Fabi, Edi und Stefan nach ihrem normalen Tagesgeschäft da geleistet haben erhält von mir höchste Anerkennung – DANKE Jungs!

Die benötigten Lackierschablonen erstellte zeitgleich die Firma DS Schaurich in Kaufbeuren. Was Firmeninhaber Dieter Schaurich mit einem Schneideplotter zaubern kann ist unbeschreiblich. Alle Aufkleber, Schablonen und Markierung wurden von ihm entworfen, vectorisiert, geschnitten oder entsprechend gedruckt. Lackiert wurden nur die Grundfarben silber und gelb, alle anderen Beschriftungen auf dem Modell sind Aufkleber! Ohne Profis wie ihn wäre solch ein Projekt nicht zu bewerkstelligen, vielen Dank nochmal dafür!

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Nachdem alles lackiert und beklebt war wurde die komplette Elektrik und der Motor wieder eingebaut.

Thom Richard, Pilot der Originalmaschine verfolgte die Baufortschritte parallel dazu mit großer Spannung im Internt. Wie der Zufall manchmal will wurde er von RED BULL eingeladen die B25 der Flying Bulls von Österreich nach England zur Flying Legends Airshow Duxford zu überführen. Thom erzählte mir er hätte vor dem Abflug eine Stunde Zeit und würde das Modell „seiner“ Precious Metal unendlich gern mal live sehen. Problem war, der Hangar 8 in dem die B25 zum Abflug bereit steht ist für die Öffentlichkeit von RED BULL nicht freigegeben. So, was tun? Thom, der normalerweiße über 9000km entfernt in Florida wohnt ist für kurze Zeit in Salzburg, nur 2 Stunden weg von mir. Das ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit die sich jemals ergeben wird ihm das Modell persönlich zu zeigen, ein Versand in die USA ist einfach zu teuer und risikoreich. So wurde Kontakt zu Raimund Riedmann, Chefpilot der Flying Bulls und Pilot der berühmten P38 Lightning hergestellt. Er war sofort begeistert von der Idee und gab uns grünes Licht das Modell bringen zu dürfen. So fuhren wir mit der Mustang im Kofferraum Richtung Salzburg. Wir waren mehr als Pünktlich vor Ort und warteten am Hangar. Nach wenigen Minuten fuhr Thom mit seiner Freundin Mac auf den Parkplatz und es erfolgte ein herzliches Wiedersehen. Nun standen wir dort, in Salzburg – vor einem verschlossenen Hangar mit hohem Sicherheitszaun. Wie geht es nun weiter? Im Minutentakt trafen die Flugzeugmechaniker der Flying Bulls am Tor ein um die Maschinen für den Flug nach England startklar zu machen. Nach kurzem Gespräch wurde schnell klar, dass sich Raimund wohl verspäten würde und sonst niemand die Berechtigung hat uns Fremde in den gesperrten Bereich herein zu lassen. Nach weiteren Minuten des Bangens lief Eric Goujon über den Parkplatz, Pilot der F4U Corsair  und wurde auf uns aufmerksam. Er war schwer begeistert von unserem Modell und wir erzählten ihm davon dass wir eigentlich auf Raimund warten. Er meinte in seinem französischen Englisch dann ganz trocken, im Hangar zu warten sei doch viel lustiger. Er findet uns nett, er lässt uns rein – YES!
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Gruppenbild Thom, Hannes & Frauen Precious Metal Hacker Motor GmbH Bericht 9
Precious Metal wurde anschließend neben der berühmten DC6 im Hangar aufgebaut und wir konnten in Ruhe Fotos machen und uns über den Flieger unterhalten. Es war wie im Kino, ich kann es heute noch kaum in Worte fassen! 15 min später kam Raimund durch die Türe und begrüßte uns herzlich – auch wenn es nur eine Stunde war, wir hatten eine super Zeit bei den Flying Bulls. Thom schrieb anschließend noch eine Widmung für den Erstflug auf den Rumpf und wir fuhren mit einem breiten Grinsen wieder nach Hause.

 

Erstflug:
Nun wurde es ernst, der Jungfernflug stand an! Eingeweiht war nur ein kleiner Kreis befreundeter Modellfliegerkollegen.
Da stand sie nun auf dem Rollfeld, die Mustang „Precious Metal“ – mit ihren zwei gegenläufigen Propellern. Wenn wir ehrlich sind wusste niemand so genau ob es wirklich fliegen wird, ob der Antrieb durchhält, ob überhaupt genug Leistung zu Verfügung steht. Wird es Vibrationen geben? Wie lang wird die Flugzeit sein? Na ja, es gibt nur einen Weg es raus zu finden…

Geflogen wurden am Modellflugplatz in Bad Wörishofen. Das Wetter war nicht wirklich gut, böiger Wind und einsetzende Dunkelheit – dennoch, jetzt oder nie!

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Die Maschine rollte an den Start, beschleunigte zügig und hob schon nach wenigen Metern ab – wir fliegen! In der Luft war sie nun schon mal, im Gegenanflug wurde das Fahrwerk eingefahren und das Höhenruder nachgetrimmt. Anschließend wurden einige Platzrunden mit ca. 60% Leistung geflogen und die Telemetriedaten des Antriebs dauerhaft überprüft. Geflogen wurde ohne Spinner und Auspuffattrappen um den Antrieb mit viel Frischluft versorgen zu können. Fahrwerksklappen und der einziehbare Hecksporn waren beim Erstflug auch noch ohne Funktion. Hauptziel war es ein paar Runden zu drehen und sicher wieder landen zu können.  Nach 6 Minuten Flugzeit meldete sich die Warnstufe des Akkus und es wurde mit der Landeeinteilung begonnen. Fahrwerk raus, Landeklappen gesetzt und mit ausreichend Geschwindigkeit die Bahn angeflogen – mein Herz schlug bis zum Hals.

Es war ganz still geworden draußen auf dem Flugfeld, wie versteinert standen wir alle da und sahen zu wie die Mustang im Endanflug auf uns zu kam. Wenige Sekunden später setze Precious Metal ganz handzahm auf der Graspiste auf und rollte aus – geschafft!  Wir ließen unseren Emotionen freien Lauf und alle anwesenden Personen waren sichtlich erleichtert dass „unser“ Baby wieder heil zurück war. Mir persönlich fiel ein riesen Stein vom Herzen!

In den nächsten Wochen werden wir das Modell nun komplettieren und verschiedene Testflüge durchführen. Ich kann es kaum erwarten das erste Mal mit voller Leistung über den Platz zu brettern…

Was gibt es abschließend noch zu sagen, außer einfach DANKE! Danke an alle Menschen die mich bei diesem Projekt die letzten Monate unterstützt haben – ohne euch wäre es nicht möglich gewesen! Ich glaube wir haben zusammen aus einer tollen Idee ein schickes Flugzeug entstehen lassen und ich freue mich schon auf viele schöne Flüge mit Precious Metal, der weltweit einzigen P51 mit zwei gegenläufigen Propellern…

 

So geht es weiter. Lesen sie in Kürze. Chapter III : Die Rückschläge
Eine Katastrophe, Original und Modell werden zerstört.

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